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Von Christoph Spittler
Radiofeature, ca. 54'
Deutschlandfunk 2022
Regie: Philippe Brühl
„Die weiße Massai“ war ein Bestseller, „Avatar“ und „Der mit dem Wolf tanzt“ große Kinoerfolge. Ob real oder fiktiv: Berichte von Menschen, die sich mit Haut und Haar auf eine fremde Kultur einlassen, interessieren ein Massenpublikum. Doch was macht die Faszination dieses kulturellen Seitenwechsels aus?
„Going Native“: Das war ursprünglich eine Warnung.
In der Frühzeit der Ethnologie befürchtete man, dass Forschende während
langer Feldaufenthalte selbst „zu Eingeborenen werden“ und die
wissenschaftliche Distanz aufgeben könnten.
Anscheinend sah man im Abendland schon lange eine
gefährliche Verlockung darin, die sogenannte Zivilisation zu verlassen
und zum Fremden überzulaufen. Entsprechend groß war die Faszination über
Berichte von Menschen aus der westlichen Welt, die sich angeblichen
„Wilden“ angeschlossen hatten Manchmal notgedrungen, manchmal
freiwillig.
Welche Gründe hatten sie, von welchen Projektionen
wurden sie getrieben? Und wie lesen wir diese Geschichten von deutschen
Apachen und falschen Indio-Häuptlingen heute? Mit mehr Sensibilität für
die Problematik von Blackfacing und kultureller Aneignung?