Radiofeature: Der Ethnologe ihrer Majestät

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Wie James Bond-Filme die Welt erklären

Radiofeature, ca. 54'
Deutschlandfunk 2020
Freistil

Alle Bond-Filme sind Weltreisen. Und die Welt, die der Zuschauer durch die Augen des Agenten kennenlernt, ist voller rassistischer Stereotype. Voll fieser Asiaten, dümmlicher Afrikaner, lebensfroher Latinos, raffinierter Französinnen und tumber Deutscher.

1962, in der Hochphase der Dekolonisation, erscheint der erste Bond-Film. Das British Empire ist verloren – doch immerhin jettet 007 um die Welt und verteidigt mit der Walther PPK die postkoloniale Ordnung. Nebenbei spielt er den Reiseführer im unübersichtlichen globalen Dschungel, von dessen Bewohnern der Kinozuschauer der 60er-Jahre noch nicht allzu viel weiß.
Bond-Filme sind die Völkerschauen der Nachkriegszeit. Die in ihnen gezeigten Bilder von anderen Kulturen gehören vielleicht zu den prägendsten, die in der Massenkultur je entstanden sind.
Was für Bilder sind das, welche Hintergründe haben sie, und wie haben sie sich über die 007-Jahrzehnte verändert?

Radiofeature: Schluss mit lustig?

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Wenn aus Satirikern Politiker werden
Radiofeature, ca. 30'
Deutschlandfunk Kultur
Zeitfragen

Martin Sonneborn, Nico Semsrott, Jan Böhmermann: Comedians und Satiriker scheint es in den letzten Jahren vermehrt zur Politik zu ziehen. Sonneborn etwa sitzt seit 6 Jahren für „Die PARTEI“ im EU-Parlament – und macht dort ernst. Manchmal zumindest.
Auf die Absurditäten des Politikbetriebs hinweisen – mit diesem Ziel kam der ehemalige „Titanic“-Chefredakteur Martin Sonneborn 2014 ins Europäische Parlament. Bei den Wählern fand das offenbar Anklang: Jedenfalls kam bei der EU-Wahl 2019 ein zweiter Sitz für die Partei hinzu, den Nico Semsrott, ebenfalls Satiriker, innehat.
Sonneborn und Semsrott sind zwei Beispiele dafür, wie Satiriker und Comedians in letzter Zeit in der Politik Karriere machen – und sie sind dabei zwei vergleichsweise kleine Lichter. Beppe Grillos populistische 5-Sterne-Bewegung etwa war zeitweise die stärkste Fraktion im italienischen Parlament, und Wolodymyr Selenskyj brachte es gar zum ukrainischen Staatspräsidenten.

Radiofeature: Das richtige Leben im falschen

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Theodor W. Adorno im Praxistest
Radiofeature, ca. 54'
Deutschlandfunk 2019
Freistil

„Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ – Theodor W. Adornos berühmter Satz ist längst zum Kalenderspruch mutiert. Klein-klein-Aktivismus in einer grundkaputten Welt ist sinnlos, scheint er zu sagen. Dabei kommentierte der Sozialphilosoph damit ursprünglich nur – Wohnungseinrichtungen.
Die Aphorismensammlung ,Minima Moralia’, aus denen das Zitat stammt, erschien 1951 – doch Adornos Diktum wirkt ziemlich aktuell. Auch der engagierte Bürger der Gegenwart fragt sich, ob Mülltrennung, Flüchtlingshilfe und Spenden gegen den Welthunger nicht letztendlich nur die Fortexistenz des ausbeuterischen Weltkapitalismus befördern.
Dennoch lebt das wie auch immer ‚Richtige’ hartnäckig im ‚Falschen’ weiter.
Was kann es bedeuten, das ‚Richtige’ in einem ‚falschen Kontext’ zu tun, und wie ‚richtig’ ist es dann noch? Bankbetrüger, effektive Altruisten und Pornodarstellerinnen: Die Sendung zeigt Menschen, die versuchen, in ‚falschen’ Zusammenhängen das ‚Richtige’ zu tun.
Theodor W. Adornos Tod jährt sich am 6. August 2019 zum 50. Mal.

Radiofeature: Stammtische

(Imago / Hoch Zwei Stock / Angerer)

Eine Tour durch deutsche Kneipen

Radiofeature, ca. 30'
Deutschlandfunk Kultur 2019
Zeitfragen

Schon Otto von Bismarck hielt es für ein urdeutsches Bedürfnis, beim Bier die Regierung schlechtzureden. Der Stammtisch scheint dafür der ideale Ort. Hier treffen sich aber längst nicht nur alte, weiße Männer, die Parolen dreschen. Eine Kneipentour.
Ratskeller, Stammtisch. Nirgendwo ist Deutschland deutscher. Ein Messingschild stellt den exklusiven Charakter des Möbels klar, und wenn’s hart kommt, sind sogar Namensschilder an die Plätze geschraubt. Hier werden sie also gedroschen, die berüchtigten Stammtischparolen, Ur-Medium des Populismus. Hier reden die alten weißen Männer über Politik, und man mag sich vorstellen, wie ehrenwerte Ratsherren beim Bier nach der Sitzung öffentliche Aufträge vermauscheln. Stammtische sind aber natürlich längst vielfältiger und nicht nur politisch. Ob Hundehalter, Minecraft-Fans, queere Christinnen oder einfach die Kumpels: Das regelmäßige Treffen im Lokal ist eine Konstante der Alltagskultur.

Radiofeature: Das Mädchen von Bukarest

(imago stock&people)
Eine Michael-Jackson-Recherche
Radiofeature, 53'
Deutschlandfunk / Freistil 2018

Während des Michael-Jackson-Konzerts 1992 in Bukarest stürmt eine junge Frau die Bühne. Jackson umarmt sie, tanzt sanft mit ihr, küsst sie sogar - bis die Security-Leute das Mädchen von der Bühne zerren. Und dann geschieht etwas Seltsames. Jackson unterbricht den Song und sinkt minutenlang in sich zusammen.

Hat die Szene ihn so erschüttert? Was ist 1992 in Bukarest geschehen? Wurde Jackson, diese Ikone der Künstlichkeit, für einen Moment von echten Emotionen überwältigt?
Gerät die bis ins kleinste Detail durchkalkulierte Showmaschinerie hier wirklich für ein paar Minuten aus dem Takt? Oder handelt es sich um ein fest eingeplantes Element der ,Dangerous World Tour’? Die Suche nach dem Mädchen von Bukarest führt in ein Labyrinth von Emotion und simulierter Authentizität, in ein postsozialistisches Rumänien voller Sehnsüchte und Fan-Enthusiasmus.

Radiofeature: Klarträumer

(Imago / Westend61)
Die Oneironauten - Mit Traumreisenden durch die Nacht
Radiofeature, 53'
Deutschlandfunk / Freistil

Die eigenen Träume steuern? Angeblich funktioniert das. Klarträumen kann man lernen. Die Eingeweihten nennen sich Oneironauten, Traumreisende. Sie inszenieren nächtliche Erlebnisse, die in der Realität eher schwer umzusetzen sind. Fliegen. Donald Trump sein. Sex mit Marilyn Monroe. Klartraum-Anleitungen sind Bestseller, es gibt Internet-Foren mit Tausenden Mitgliedern und bei Youtube versprechen Tutorials den schnellen Weg zum luziden Träumen.
Spirituelle Lehrer bieten Workshops an. Seit Christopher Nolans surrealem Klartraum-Filmepos "Inception" ist die uralte Kulturtechnik des luziden Träumens in Mode. Die ewige Faszination des Menschen für alternative Realitäten findet zu ihren Wurzeln zurück: dem Traum. Billiger und besser als die Virtual-Reality-Brille.


Radiofeature: Das Freibad, ein Soziotop

(imago/Hans Blossey)

Zwischen Chlor, Pommes und Burkinipanik

Feature, 29'
Deutschlandfunk Kultur / Zeitfragen

Ob disziplinierte Frühschwimmer, Bikinischönheiten oder balzende Pubertierende: Im Freibad sieht man ein Abbild unserer Gesellschaft im Kleinen. Doch das einstige Pommes-Rotweiß-Kindheitsparadies wird zunehmend zur interkulturellen Kampfzone.

HÖREN

Radiofeature: Auf der Grenze

picture alliance / dpa / Vassil Donev
Eine Expedition in die Übergangszonen
Radiofeature, 54'
Deutschlandfunk / Freistil
von Christoph Spittler
Regie: Philippe Bruehl

Der Mauerfall und das große Feuerwerk des Liberalismus sind lange Jahre her. Jetzt werden wieder Grenzzäune gebaut. In Ungarn, Mazedonien, im Süden der USA und vielleicht sogar am Brenner. Aber nicht nur hier gibt es neue und alte Grenzen. Denn eingegrenzt, ausgegrenzt, abgegrenzt wird schon immer und überall. Aber was ist eigentlich die Natur der Grenze, und was ist ihr Sinn und Zweck? Warum wollte der expansive abendländische Liberalismus stets über Grenzen hinausgehen? Und warum dürfen Türsteher mit Diktatorenwillkür darüber bestimmen, wer in den Nightlifetempel hineindarf und wer heute leider nicht?

Eine Expedition in Grenzregionen und zu ihren Bewohnern. Zu Türhütern, Zöllnern, Grenzforschern und Grenzbewohnern.

Haruki Murakami

picture alliance / dpa
Literatur als Computerspiel
Deutschlandfunk: Corso
Ein kleines Independent-Studio hat aus Literatur ein Computerspiel gemacht. Das Spiel "Memoranda" basiert auf Erzählungen des japanischen Star-Autors Haruki Murakami und ist eine Reise durch den magischen Realismus seiner Geschichten.

Doku-Serie

Von Masyaf ins Berghain
Integration in Echtzeit

Doku-Serie, 9 Folgen
Deutschlandradio Kultur / Echtzeit

Ali ist ein Bilderbuch-Hipster mit Skinnyjeans und Undercut. In der Schlange vor dem Berghain wird er für einen Partytouristen aus Spanien gehalten. Doch Ali ist ein Geflüchteter aus Syrien. Der Feature-Autor Christoph Spittler begleitet ihn durch seinen atemlosen Alltag.