Die Magie des Übergangs

Ostberlin Anfang der 90er Jahre
Radiofeature, 30 Minuten, rbb kulturradio 2009
Regie: Katrin Moll




Die alte Ordnung ist weg und die neue noch nicht richtig da. Die Häuser stehen leer und an den Straßenecken stapeln sich Berge von Möbeln und Hausrat, von den Ossis im D-Mark-Konsumrausch entsorgt. Ein Paradies für junge Leute aus aller Welt, die anders leben wollen. Man besetzt eine Wohnung, bastelt Skulpturen aus Sperrmüll, und wenn man einen Mietvertrag haben will, zahlt man die alten Ostmieten: 50 Mark für zwei Zimmer. Der Osten, das ist auf einmal Freiheit, ein Leben, für das man fast kein Geld braucht, in dem man Zeit hat, ein Leben mit unendlich viel Raum, in dem man Ideen verwirklichen kann. Überall sprießen Kellergalerien, Theatergruppen und Technoklubs aus den verwitterten Häuserritzen. Ein riesiger Abenteuerspielplatz. Natürlich ist das wilde Leben nach ein paar Jahren mehr oder weniger vorbei. Und wie nach jedem Übergangsritual kehrt die Ordnung ein. Doch die verrückte Zeit Anfang der 1990er Jahre hat Spuren in den Biografien hinterlassen und nährt bis heute den Mythos vom kreativen Berlin.